19.05.2025
Der KI-Beauftragte im Unternehmen – Rolle, Nutzen und Ausbildung
Wer KI im Unternehmen einsetzt, braucht klare Zuständigkeiten. Der KI-Beauftragte sorgt für rechtssicheren, verantwortungsvollen und strategischen KI-Einsatz – auch ohne gesetzliche Pflicht. Wir zeigen Ihnen Aufgaben, Nutzen und wie eine gezielte Ausbildung zur Übernahme dieser Rolle befähigt.
Was ist ein KI-Beauftragter?
Ein KI-Beauftragter ist eine organisationsinterne oder externe Schlüsselrolle zur Steuerung, Kontrolle und Koordination aller KI-bezogenen Aktivitäten im Unternehmen. Ziel ist der wertschöpfende, verantwortungsvolle und gesetzeskonforme Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Der KI-Beauftragte fungiert als zentrale Ansprechperson für interne Fachabteilungen sowie externe Stellen wie Aufsichtsbehörden.
Gibt es eine Pflicht zur Bestellung eines KI-Beauftragten?
Eine gesetzliche Pflicht zur Bestellung eines KI-Beauftragten besteht nach aktueller Rechtslage nicht. Anders als beim Datenschutzbeauftragten, dessen Bestellungspflicht explizit in der DSGVO geregelt ist, kennt die KI-Verordnung (KI-VO) keine vergleichbare Regelung – auch nicht mittelbar über Artikel 14 KI-VO zur „menschlichen Aufsicht“.
Warum ist die Bestellung eines KI-Beauftragten trotzdem sinnvoll?
Ein KI-Beauftragter kann maßgeblich dazu beitragen, Compliance-Risiken zu minimieren, eine zentrale Anlaufstelle für KI-Themen zu bieten, die Akzeptanz von KI-Anwendungen im Unternehmen zu fördern und organisationale Reifeprozesse zu strukturieren. Die Einführung eines KI-Beauftragten ist insbesondere in folgenden Fällen zweckmäßig:
- Unternehmen setzen KI-Systeme ein oder entwickeln diese selbst.
- Es bestehen hohe regulatorische Anforderungen (z. B. Hochrisiko-KI nach KI-VO).
- Interne Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sollen klar zugewiesen werden.
- Es fehlt bislang an strukturierter KI-Strategie, Risikobewertung oder Governance.
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Welche Aufgaben übernimmt ein KI-Beauftragter?
Das Aufgabenspektrum umfasst insbesondere folgende Tätigkeiten:
- Entwicklung und Umsetzung einer unternehmensweiten KI-Strategie
- Projektplanung und Einführung externer KI-Lösungen
- Aufbau und Führung eines KI-Teams
- Implementierung und Überwachung von Richtlinien zur rechtmäßigen KI-Nutzung
- Überwachung der Dokumentationspflichten und Legal Compliance
- Durchführung interner Schulungen (AI Literacy)
- Ansprechpartner für behördliche Anfragen und externe Kommunikation
- Kontrollinstanz zur Qualitätssicherung und Risikominimierung
Die organisatorische Verankerung erfolgt in der Regel im sogenannten „AI HUB“, in enger Zusammenarbeit mit Data Stewards, Legal, IT-Sicherheit und weiteren Fachbereichen.
Welche Qualifikationen sollte ein KI-Beauftragter mitbringen?
Die Anforderungen an einen KI-Beauftragten sind interdisziplinär und umfassen:
- Technisches Verständnis: Grundkenntnisse über Trainingsverfahren, Funktionsweise und Grenzen von KI-Systemen
- Juristisches Know-how: insbesondere zu Datenschutz, Produkthaftung, Dokumentation, KI-VO
- Ethische und kommunikative Kompetenz: Umgang mit Fairness, Transparenz, Diskriminierungsrisiken sowie Change Management
- Governance-Fähigkeit: Aufbau und Kontrolle regelkonformer KI-Prozesse im Unternehmen
Kann man sich zum KI-Beauftragten ausbilden lassen?
Ja. Wir bieten einen zweitägigen Praxislehrgang für die Ausbildung zum KI-Beauftragten an. Als Teilnehmer erhalten Sie nach Abschluss zwei Zertifikate: eines für den Nachweis der Kompetenz, der Sie befähigt, die Rolle des KI-Beauftragten in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation auszufüllen und ein zweites zur Dokumentation der AI Literacy gemäß Art. 4 AI Act.
Die Ziele der Schulung sind:
- Erarbeitung eines fundierten Rollenverständnisses für die KI-Beauftragtenfunktion
- Fähigkeit, Risiken zu erkennen, zu dokumentieren und interne Prozesse mitzugestalten
- Verständnis für technische Grundlagen & KI-Governance-Strukturen (mit ISiCO)
- Aktivierung interdisziplinärer Zusammenarbeit mit IT, Datenschutz, HR & Produktteams
- Entwicklung einer unternehmensspezifischen Roadmap für KI-Compliance & Governance
Die Ausbildung besteht aus 6 Modulen:
- Rolle & Verantwortung des KI-Beauftragten
- Technische Grundlagen & KI-VO
- DSGVO & Automatisierte Entscheidung: Datenschutzrecht bei KI
- Urheberrecht, Verträge & Datenverantwortung
- Governance & Risiko: Aufbau sicherer KI-Prozesse
- Kommunikation, Ethik & Change Management
Darüber hinaus wird es zwei Breakout Sessions zu den Themen "Was macht eine KI risikoreich?" und "Wir bauen unsere Governance-Roadmap" geben.